Ölmühle Hartmann: „Qualität kommt nicht von der Mühle, sondern vom Feld“  

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Als sie 1988 in Betrieb genommen wurde, war sie ein echtes Novum in Bayern: die Ölmühle Hartmann in Biburg. Mittlerweile werden dort jährlich über 1.000 Tonnen Ölsaat verarbeitet und als Speiseöle verkauft. Für Betreiber Marcus Hartmann sind dabei zwei Aspekte nicht wegzudenken: Regionalität und Nachhaltigkeit. 

Ich wollte schon immer Landwirt werden und war deshalb mit meinem Vater zur Besichtigung einiger Betriebe in Frankreich“, erzählt ­Marcus Hartmann. „Wir besuchten auch einen, der Sonnenblumen angepflanzt hat – etwas, das es zu der Zeit in Bayern noch nicht gab. Da Frankreich ein ähnliches Klima zu unserem hat, dachte ich mir damals: ‚Was die können, können wir auch!‘ Und so entstand die Idee.“ 

Dieser folgten die ersten Versuchsfelder – deren Ernte von den Vögeln gefressen wurde –, der erste eigene Mähdrescher und die Ausbildung zum Landwirt bis hin zum Kauf der Ölmühle und der Gewerbeanmeldung im Jahr 1988. Marcus Hartmann gab nicht auf und war schlussendlich Inhaber der ersten Ölmühle Bayerns seit dem Ende des Krieges. 

36 Jahre später hat sich die Ölmühle Hartmann etabliert und ist auch über die Regionsgrenzen hinaus bekannt. Ein Punkt, der Hartmann dabei immer besonders wichtig war: „Ich möchte ein Lebensmittel produzieren, hinter dem ich moralisch zu 100 Prozent stehen kann.“ Deshalb werden alle Produktionsschritte innerbetrieblich vorgenommen: von der Aussaat bis zum Speiseöl. In seiner Branche sei es üblich, die Ölsaaten zu importieren, sagt er. Nur etwa zehn Prozent der in Deutschland zu Speiseöl verarbeiteten Saaten kämen aus dem eigenen Land. „Wir gehören zu diesen zehn Prozent. All unsere Pflanzen werden nicht nur in Deutschland, sondern sogar in der unmittelbaren Region angebaut. Nur wenn ich jeden einzelnen Schritt kenne – und das fängt bei den Ölsaaten an – kann ich sicherstellen, dass wir am Ende ein gutes Produkt erhalten. Denn Qualität entsteht nicht in der Mühle, sondern auf dem Feld.“ 

Ein Kreislauf zwischen Mensch und Tier bei der Ölmühle Hartmann

Die Anbauflächen stammen von umliegenden landwirtschaftlichen Betrieben, die Arbeit darauf übernimmt er selbst. Ein weiterer positiver Aspekt des regionalen Anbaus: „Jede Ölpflanze ist eine Blühpflanze, egal ob Sonnenblume, Lein oder Raps. Das macht sie zur idealen Nahrung für Insekten wie unsere heimischen Bienen. Jeder, der eine unserer Ölflaschen kauft, tut also gleichzeitig auch ihnen etwas Gutes“, fügt er mit einem Zwinkern an. Eine Flasche Leinöl soll etwa 100 Quadratmeter Blühfläche schaffen. Auch andere Tiere schließt Hartmann in seinen Produktionskreislauf mit ein. Zum Beispiel die etwa 300 Kühe eines Milchviehbetriebs in direkter Nachbarschaft. Die erhalten den sogenannten Presskuchen, also die Festbestandteile der Ölsaaten, die nach dem Pressen übrigbleiben, als Futtermittel. Die Gülle wiederum verwendet Hartmann auf seinen Feldern als natürliches Düngemittel. Mehr Naturnähe und Regionalität gehen (fast) nicht. 

Die Glasflaschen, in die seine Öle abgefüllt werden, bezieht Marcus Hartmann von einem deutschen Hersteller. Seit zwei Jahren wird dafür nur noch Leichtglas verwendet, wodurch 50 Prozent des bisher benötigten Materials eingespart werden könne. „Durch ein bestimmtes Härtungsverfahren dieser Glashütte sind die Flaschen sogar stabiler als zuvor, wiegen aber nur noch die Hälfte. Auch diese Materialersparnis gehört für mich zu Nachhaltigkeit“, betont der Landwirt. Die Kartonagen, in denen die Flaschen in den Einzelhandel ausgeliefert werden – übrigens ebenfalls aus deutscher Produktion – werden mehrmals wiederverwendet. „Wir nehmen alle Kartonagen zurück und benutzen sie bis zu 15 Mal – das ist besser als jedes Recycling.“ 

Vertrieben werden die Öle überwiegend im regionalen Einzelhandel sowie im Onlineshop der Ölmühle Hartmann. Einmal im Monat findet zudem ein Werksverkauf statt. „Wir haben keinen Hofladen, deshalb öffnen wir allen Interessierten unsere Türen an jedem ersten Freitag im Monat“, sagt Marcus Hartmann. Der Ölmüller steht dann auch selbst Rede und Antwort und verschafft den Besucher:innen einen Einblick, wie seine Öle hergestellt werden. Und wer ihn nach seinem Lieblingsöl fragt, erhält ebenfalls eine Antwort: „Natürlich mag ich alle unsere Öle. Wenn ich mich aber wirklich entscheiden muss, dann wähle ich unser Mediterranes Öl. Das kommt bei mir fast täglich zum Einsatz, egal ob beim Grillen, auf Tomaten oder im Salat.“ 

Marcus Hartmann verschafft im Videotalk einen Blick hinter die Kulissen der Ölmühle Hartmann:  

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