Vom Lieferkettengesetz bis zur E-Mobilität: Die Mediengruppe Pressedruck arbeitet intensiv an ihrer Nachhaltigkeitsstrategie. Einkaufsleiter Martin Lehmann erklärt, wie gesetzliche Vorgaben, interne Projekte und Mitarbeitendenbeteiligung zusammenspielen.
Martin Lehmanns Hauptaufgabe ist eigentlich die Leitung des Bereichs Einkauf in der Mediengruppe Pressedruck. Da für ihn Nachhaltigkeit ohne Einbeziehung des Einkaufs aber langfristig nicht möglich ist, beteiligt er sich von Beginn an zusätzlich in der Nachhaltigkeitsgruppe des Unternehmens. Seit 2022 beschäftigt er sich gemeinsam mit Kolleg:innen aus den Bereichen Geschäftsführung, Unternehmenskommunikation, Vertrieb sowie Facility-Management und Einkauf mit verschiedenen regulatorischen Anforderungen. Dazu zählen unter anderem das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und die EU Deforestation Regulation (EUDR). Neben der Auseinandersetzung mit diesen Vorgaben sammelt er auch die notwendigen Daten und Informationen. In Zusammenarbeit mit der Projektgruppe schafft er die Voraussetzungen für die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie.
CO₂-Reduktion und Lieferketten im Fokus
Die Nachhaltigkeitsberichte sollten ursprünglich erst 2025 gesetzlich verpflichtend für Unternehmen werden. Die Mediengruppe erstellte den ersten bereits für das Geschäftsjahr 2023. Man wolle dabei Erfahrungen sammeln, bevor nun voraussichtlich im Geschäftsjahr 2027 der erste verpflichtende Bericht ansteht. Gleichzeitig konnte man die Initiativen überprüfen, die man in den letzten Jahren umgesetzt hatte, um nachhaltiger zu werden. Dazu gehörten auch die Einführung eines Energiemanagements mit vielen einzelnen Maßnahmen, der Aufbau einer Ladeinfrastruktur auf dem Augsburger Firmengelände sowie der Umstieg auf Strom aus erneuerbaren Quellen. Am Standort Würzburg wurde eine große Photovoltaikanlage für die Stromerzeugung montiert, in Konstanz wird der Strom teilweise von einem Blockheizkraftwerk erzeugt. Im standortübergreifenden Bericht sollen diese Unterschiede noch transparenter und einheitlich gestaltet werden.
Für Lehmann sind regenerative Energien ein großer Hebel, um den CO₂-Abdruck des Unternehmens zu reduzieren.
Hinsichtlich der Sorgfaltspflichten in der Lieferkette konnte die Projektgruppe hingegen keine Risiken feststellen. Ein Ergebnis, das darauf zurückzuführen ist, dass ein Großteil der Lieferanten aus Deutschland oder dem angrenzenden europäischen Ausland stammt und bereits denselben regulatorischen Standards unterliegt. Bisher lag der Fokus bei der Beschaffung auf Preis, Versorgungssicherheit und Qualität. Zukünftig soll auch der CO₂-Fußabdruck bei der Lieferantenwahl eine größere Rolle spielen.
Nachhaltigkeit in der Mediengruppe Pressedruck
Hier greifen auch EU-Regularien, wie beispielsweise die EU Deforestation Regulation (EUDR). Die EUDR soll dafür sorgen, dass die Lieferketten entwaldungsfrei werden. Hintergrund sei der Wunsch, Wälder – vor allem tropische Regenwälder – vor der Abholzung zu schützen, erklärt Lehmann. Papier als Folgeprodukt von Holz gehört zu den sieben Produktkategorien, die in der EUDR reguliert werden. Während die Papierhersteller mit Hochdruck daran arbeiten, die Auflagen umzusetzen, stellt sich für Lehmann eine andere Frage: „Welche Konsequenzen haben die Informationen, die Papierhersteller zur Verfügung stellen, für uns?“ Unterstützung gibt es unter anderem vom Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger e.V. (BDZV) durch Lobbyarbeit und Arbeitsgruppen. In den Arbeitsgruppen zum Thema Nachhaltigkeit bündeln die Verlage und Zeitungsanbieter ihre Kräfte und betreiben ein Best-Practice-Sharing – der Austausch bewährter Methoden und Anwendungsbeispiele. Gleichzeitig tauschen sie sich über offene Fragen aus.
Und was passiert auf politischer Seite? „Von der Politik erwarten wir, dass die Regularien deutlich vereinfacht werden. Und dass das Hin und Her bald ein Ende hat und Klarheit hinsichtlich der konkreten Anforderungen besteht“, wünscht sich Lehmann. Die Regularien haben aus seiner Sicht alle einen guten Grundgedanken und ihre Berechtigung. Bei der Umsetzung sei die Politik jedoch über das Ziel hinausgeschossen. Denn über 1.000 Datenpunkte zu liefern, wie in der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) gefordert, ist in dieser Tiefe für kein Unternehmen stemmbar – zumal diese teilweise unklar formuliert sind. Wenn man das auf ein vernünftiges Maß zurückführt, ergibt es auch wieder Sinn.
Impulse für mehr Nachhaltigkeit
Die Mediengruppe Pressedruck setzt den eingeschlagenen Weg konsequent fort und dreht an den möglichen Stellschrauben im Unternehmen, um noch nachhaltiger zu werden. Dabei werden auch die Mitarbeitenden aktiv involviert.
Der bereits erwähnte Aufbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos auf dem Augsburger Firmengelände soll den Mitarbeitenden den Umstieg auf elektrische Mobilität erleichtern. Anstatt sich Gedanken darüber machen zu müssen, wo sie ihre E-Autos laden können, haben Mitarbeitende nun die Möglichkeit, ihre privaten oder Firmenfahrzeuge bequem am Arbeitsplatz aufzuladen. Zusätzlich wurden drei elektrische Poolfahrzeuge in die Unternehmensflotte aufgenommen.
Das Interesse an Nachhaltigkeit im Unternehmen sei laut einer Mitarbeitendenbefragung von 2023 besonders groß. Auch deshalb ist sich Martin Lehmann sicher, dass ihm auch in den nächsten Jahren die Arbeit in diesem Bereich nicht ausgehen wird.