Die Hessingpark-Clinic in Augsburg bietet mit „AutoCart“ ein neues und innovatives Verfahren zur Knorpelregeneration im Kniegelenk an, um einem möglichen Kniegelenkersatz vorzubeugen. Der Eingriff erfolgt minimal-invasiv.
Es ist nicht nur das größte Gelenk im menschlichen Körper, sondern auch das am stärksten belastete: das Kniegelenk. Beim Laufen und Springen können bis zu 1,5 Tonnen auf das Knie einwirken – und selbst bei normalem Gehen lastet ein Vielfaches des Körpergewichts auf dem „Scharnier“ zwischen Ober- und Unterschenkel. Ein häufiger Grund bei Knieproblemen sind Knorpelschäden, die mit der Zeit zu starken Schmerzen und Einschränkungen in der Mobilität führen. Unbehandelte Knorpelschäden können wiederum zu Arthrose und dem Einsatz eines künstlichen Kniegelenkersatzes führen. Um dem frühzeitig vorzubeugen, werden in der Hessingpark-Clinic, der privatärztlichen Fachklinik für Orthopädie, neue Methoden angewandt, um Knorpelschäden zu therapieren. Ein neues und innovatives Verfahren zur Knorpelregeneration ist die sogenannte AutoCart-Operation.
Behandlung mit körpereigenem Gewebe
Die AutoCart-Methode bietet im Vergleich zu bisherigen Behandlungsmethoden zwei wesentliche Vorteile: Knorpeldefekte können in nur einer Operation behandelt werden. Zudem kommt ausschließlich körpereigenes Gewebe zum Einsatz. Dazu gehören Eigenknorpel, Eigenblut sowie zentrifugierte Bestandteile des Eigenbluts wie Thrombin und Wachstumsfaktoren. Letzteres wird auch plättchenreiches Plasma oder kurz PRP genannt.
Während der Operation werden Knorpelfragmente, sogenannte Knorpelchips, mit einem speziellen Instrument vom Rand des Defekts oder von einem anderen, gesunden Teil des Knorpels entnommen. Dieses Gewebe wird mit dem plättchenreichen Plasma vermischt, da es eine hohe Zahl an Wachstumsfaktoren enthält, die wiederum notwendig für eine erfolgreiche Gewebebildung sind. Das dadurch gewonnene Knorpelchips-PRP-Gemisch, das eine pastenähnliche Konsistenz aufweist, wird nun auf den Knorpelschaden aufgetragen. Zum Schluss wird das Ganze mit einer Thrombin-PRP-Mischung versiegelt. Thrombin ist das wichtigste Enzym der Blutgerinnung. Der oder die Patient:in stellt somit selbst die wichtigen Bestandteile für eine Heilung bereit: Knorpelfragmente als Gerüststruktur, regenerationskräftige Eigenknorpelzellen, Thrombin als Bindestoff und PRP als Wachstumsfaktoren aus körpereigenem Blut.
Positiv für Patient:innen und Gesundheitssystem
Seit 2017 wird das Verfahren weltweit intensiv erforscht. Die bisherigen Ergebnisse einer Zweijahres- und einer Fünfjahresstudie sind dabei sehr vielversprechend. Es bleibt noch abzuwarten, ob diese Operationsmethodik auch in Langzeitstudien die gleichen guten klinischen Ergebnisse liefert wie die bewährten Verfahren. „Wünschenswert wäre dies in jedem Fall“, sagt Dr. med. Ulrich Boenisch, Facharzt für Orthopädie und Ärztlicher Leiter der Hessingpark-Clinic. Zusammen mit seinen Kollegen PD Dr. med. Florian Elser und Dr. med. Daniel Wagner wendet er das innovative Verfahren an. „Wir sprechen hier von einem einzeitigen Verfahren, es ist also nur ein operativer Eingriff erforderlich. Demgegenüber steht die bisherige zweizeitige Knorpelzelltransplantation, für die eine vorbereitende OP zur Zellgewinnung benötigt wird.“ Zum einen hätte der oder die Patient:in also nur noch eine Operation zu bewältigen. Zum anderen bedeute dies auch eine Kostenersparnis für das Gesundheitssystem, da die Erstoperation sowie die Zellkultivierung nicht mehr benötigt werden. Das Verfahren wird von den Fachgesellschaften als vielversprechend eingestuft, macht jedoch eine spezielle Patient:innenselektion erforderlich. Deshalb wird es noch nicht generalisiert eingesetzt.
Keine reine Alterskrankheit mehr
Der Anteil älterer Menschen in Deutschland wächst kontinuierlich. Mit zunehmendem Alter steigt auch die Häufigkeit von verschleißbedingten Knorpelschäden am Knie. Zeitgleich betreiben immer mehr Menschen Ausdauer- und Risikosportarten, sodass vor allem jüngere, sportlich Aktive sich mit Knorpelschäden in der Sprechstunde des Ärzteteams vorstellen. Mögliche Ursachen dieser Schäden können Unfälle oder Überbelastung des Kniegelenks sein. „Deshalb ist es uns umso wichtiger, dass wir neben den bewährten Verfahren auch offen sind für neue Behandlungsmethoden“, schließt Dr. Boenisch.