Tine Klink von der Umweltstation Augsburg über ihre besondere Arbeit als Insektenrangerin.
Frau Klink, was macht eine Insektenrangerin in Augsburg?
Als Insektenrangerin bei der Umweltstation Augsburg führe ich das Projekt „Insekten.Vielfalt.Augsburg“ fort. Durch eine fortlaufende Spende der Stadtsparkasse Augsburg ist es uns möglich, dass ich bis Ende 2022 Privatpersonen im Stadtgebiet Augsburg beraten kann, wie sie ihre Grünflächen insektenfreundlicher gestalten können. Daneben wollen wir aber auch Unternehmen ansprechen, Siedlergemeinschaften, Einrichtungen oder Schulen, die eventuell größere Flächen zur Verfügung haben.
Wie kann man sich Ihre Arbeit als Insektenrangerin vorstellen?
Meine Aufgabe ist es, mir die individuellen Gegebenheiten vor Ort anzusehen und zu fragen: Welcher Boden ist vorhanden, wie sind die Lichtverhältnisse, welche Strukturen gibt es? Was wünschen sich die Menschen, welche Funktion soll die Grünfläche erfüllen, wie viel Arbeit möchte jemand investieren usw.?
Welche Insekten müssen besonders geschützt werden?
Ich bin absoluter Wildbienenfan, aber natürlich sind auch die unscheinbaren Nachtfalter und Käfer im Fokus. Oder Heuschrecken. Wenn Leute mir erzählen, dass sie als Kind immer Heuschrecken zirpen gehört haben, und jetzt gar nicht mehr, frage ich sie: Wie oft mähen Sie Ihren Rasen? Und damit ist der Grund oftmals eigentlich schon genannt. Letztendlich ist der Schutz aller Insekten wichtig. Immerhin sind sie ein wichtiger Teil fast aller Nahrungsketten. Je mehr Insekten, desto mehr Vögel, desto mehr andere Tiere haben etwas davon. Und natürlich auch der Mensch, da Insekten den Großteil der Bestäubung unserer Nahrungspflanzen übernehmen.
Spüren Sie ein wachsendes Umweltbewusstsein?
Corona hat auch dazu beigetragen, dass die Leute anfangen, vor ihrer eigenen Haustür aktiv zu werden und sich Gedanken darüber machen, wie sie Balkon und Garten insektenfreundlich gestalten können. Es ist schön zu merken, dass nicht jeder seinen Garten in eine Schotterwüste, umgeben von Gabionen, verwandeln möchte. Aber trotzdem bleibt noch viel Aufklärungsbedarf.
Was ist mit Insektenhotels?
Insektenhotels nutzen der Artenvielfalt leider nicht, da hier in aller Regeln nur wenige, nicht gefährdete Wildbienenarten nisten. Sie brauchen in einem strukturreichen Garten unsere Unterstützung nicht. Nötig ist, dass ein ausreichendes Nahrungsangebot in unmittelbarer Umgebung herrscht, es müssen also genügend blühende Pflanzen vorhanden sein. Nur etwa 25 Prozent der Wildbienen brüten in Röhren, wie sie Insektenhäuser haben. Der Rest, der viel dringender unterstützt werden müsste, sind Bodenbrüter. Ihnen würde eine sandige oder kiesige Stelle im Garten helfen. Man muss also einiges an Wissen haben, um den ganzen Kreislauf zu verstehen. Aber es ist genau mein Job, diese Dinge zu erklären.
Bildquelle: Portraitfotos Nobert Liesz