Volkskrankheit Rückenschmerzen: Was hilft wirklich?

Bildquelle: Andreas Brücklmair

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Fast jede:r Erwachsene kennt Rückenschmerzen aus eigener Erfahrung. Woher sie kommen und was man dagegen tun kann, erklärt Dr. med. Andreas Reinke, Chefarzt der Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie an der Klinik Vincentinum.

Dr. Reinke, warum leiden so viele Menschen an ­Rückenschmerzen?

Dr. Andreas Reinke: Oft sind es Muskelverspannungen und falsche Belastung, die Beschwerden an Nacken, Schulter und Rücken hervorrufen. Unsere moderne Lebensweise mit Bewegungsmangel, einseitiger Überbelastung oder Stress ist hier oft mitverantwortlich. Ebenso häufig sind aber auch altersbedingte Abnutzungserschei­nungen ursächlich, also der Verschleiß von Teilen der Wirbelsäule, insbesondere der Bandscheiben. Und dann gibt es natürlich noch Unfälle, ­angeborene Deformitäten oder krankhafte Veränderungen, die zu Schmerzen und anderen Beschwerden führen können.

Heißt das, dass man Rückenschmerzen vermeiden kann?

Man kann durch vorbeugende Maßnahmen sehr viel für seine Rückengesundheit tun. Vor allem sind eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung sowie die Reduktion von Stress und eine Stärkung der Rumpfmuskulatur Schlüsselfaktoren. Eine ausreichende körperliche Aktivität und Training sind essenziell. Um Fehlbelastungen zu vermeiden, ist es wichtig, ein rückenschonendes Verhalten zu lernen, also zum Beispiel wie man „richtig“ sitzt und hebt. Dass unser Körper und damit auch unsere Wirbelsäule altert und sich abnutzt, ist aber unvermeidlich.

Wie kann man Rückenschmerzen behandeln?

Akute Schmerzen bekommen wir in den meisten Fällen mit konservativen Methoden gut in den Griff. Dies können die Einnahme oder punkt­genaue Infiltration von Medikamenten sein, aber auch Physiotherapie oder physikalische Anwendungen wie Wärme oder manuelle Therapie. Auch ist es in der Regel sinnvoll, dass sich Patient:innen häufiger bewegen anstatt dauerhaft Bettruhe zu halten. Das zeigen die neuesten wissenschaft­lichen Ergebnisse. Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen und die Beschwerden chronisch ­geworden sind, also über Wochen und Monate andauern, oder neurologische Ausfälle vorliegen, sollte man über eine operative Therapie nach­denken. Sofern es möglich ist, führen wir am ­Vincentinum Operationen minimalinvasiv, ­mikrochirurgisch oder endoskopisch durch. Eine OP ist aber immer die letzte Wahl und muss im Einzelfall sehr gut auf die Lebenssituation und die Anatomie der Patient:innen abgestimmt werden. Nicht jedes Krankheitsbild, von Bandscheibenvorfall über Spinalkanalstenose bis hin zu Wirbel­gleiten, kann bei jedem Menschen identisch ­therapiert werden. Eine detaillierte Diagnostik und Anamnese sind für die Wahl der geeigneten Therapiemethode absolut wichtig.

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